Wassersportverbände kämpfen gegen den Schlick
Beim Kampf gegen die Verschlickung der Häfen entlang der Niederelbe und des Mühlenberger Lochs werden die Aktionen der beiden Interessenvertretungen der Seglerinnen und Segler aus Hamburg und Schleswig-Holstein künftig noch enger miteinander koordiniert: der Hamburger Segel-Verband und der Seglerverband Schleswig-Holstein haben angekündigt, künftig mit lautstarken, originellen Protesten auf die Verschlickung der Häfen und Segelreviere aufmerksam zu machen.
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Ziel ist es, für die ansässigen Vereine genug Geld für das Ausbaggern der infolge der Elbvertiefung stark verschlickten Häfen durch Fördermaßnahmen zu generieren und eine dauerhafte, langfristige Nutzung der Häfen sicherzustellen.
„Durch die Stadt Hamburg werden Ausgleichzahlungen geleistet, die aber teilweise durch die Landesgrenzen nicht eingesetzt werden können“, erklärt Oliver Kosanke, Vorsitzender des Hamburger Segel-Verbandes, worin das Dilemma der Sportboothäfen beim Kampf um Fördergelder und Ausgleichszahlungen liegt. „Seit vier Jahren werden die Häfen an der Tideelbe jährlich durch die Stiftung Elbefonds gefördert. Die neue Richtlinie fördert schleswig-holsteinische Sportboothäfen einmal in drei Jahren mit einer eventuell 10% höheren Fördersumme. Eine Doppelförderung ist aber ausgeschlossen. Dadurch kommt die zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein vereinbarte Förderung nicht bei den betroffenen Vereinen an.“
Zusammen mit seinem Kollegen Jan-Dirk Tenge, Vorsitzender des Seglerverbandes Schleswig-Holstein, wird er nun die prekäre Lage der Wassersportler im Norden Deutschlands zu einem der Hauptthemen der Verbandsarbeit machen. „Neben unserer Lobbyarbeit für alle Wassersportlerinnen und Sportler ist es immens wichtig, dass auch die Betroffenen mit kreativen, medienwirksamen Aktionen auf die Bedrohung ihres Segelreviers aufmerksam machen“, betont Jan-Dirk Tenge. „Wir haben bei den Protestaktionen gegen den Nationalpark Ostsee gesehen, was gut gemachte Protestaktionen bewirken können.“ Das nördliche Bundesland ist bei Seglerinnen und Segler aus Hamburg sehr beliebt, über ein Drittel der Liegeplätze in den Häfen und Marinas werden von Seglerinnen und Seglern aus Hamburg genutzt.
Unterstützung bekommen die beiden Landesverbände bei ihrem Kampf gegen den Schlick vom Landessportverband Schleswig-Holstein (LSV) und dem Hamburger Sportbund (HSB). „Breitensport muss vor der eigenen Haustür stattfinden, nur wer in der Breite ausbilden kann, kann eine leistungsstarke Spitze hervorbringen“, betonte Barbara Ostmeier, Vorsitzende des Ausschuss Breitensport des LSV. „Auf der Elbe ist es ‚fünf vor zwölf‘, wenn jetzt nicht gehandelt wird, verlieren wir das Segelrevier Niederelbe.“
Anders als in Hamburg ist Segelsport neben Rudern und Beachvolleyball in Schleswig-Holstein eine Schwerpunktsportart und wird entsprechend vom Land gefördert. Seglerische Großereignisse wie Kieler- und Travemünder-Woche organisiert mit maßgeblicher Unterstützung Hamburger Vereine bieten jedes Jahr nicht nur Spitzensport unter Segeln, sondern generieren auch hohe Umsatzsteuererlöse für den Landeshaushalt. In der maritimen Hansestadt an der Elbe ist Segelsport dagegen nur eine von vielen Sportarten und erhält keine gesonderte Förderung aus dem Stadthaushalt. Der geringe Stellenwert, den Segelsport in Hamburg einnimmt, findet auch in der ausbleibenden Unterstützung für die Seglerinnen und Segler beim Kampf gegen die Verschlickung auf dem Ausbildungs- und Trainingsrevier Mühlenberger Loch Widerklang.
Erste Hamburger Vereine planen bereits konkrete Trainingsmaßnahmen und den Aufbau eigener Stützpunkte in Kiel-Schilksee. „Nachhaltig ist es nicht, mit einem Verbrennerauto über die A7 zu fahren, um unseren Natursport auf dem Wasser auszuüben“, unterstreicht Oliver Kosanke und appelliert an die Hamburger Vereine:
„Wir müssen alle zusammen aktiv und lautstark gegen die Bedrohung unserer Sportstätten kämpfen.“
Von der Verschlickung besonders betroffen neben dem Mühlenberger Loch, auf dem vor allem der Blankeneser und Mühlenberger Segel-Club trainieren, ist der Hamburger Yachthafen, die größte Marina in Schleswig-Holstein, betrieben von der Hamburger Yachthafengemeinschaft mit Vereinssitz in Hamburg. „Wir müssen jährlich das Hafenbecken ausbaggern, bekommen aber weder vom sogenannten Schlickfond noch künftig von der Landesregierung in Kiel Geld“, klagt Jörg-Michael Satz, Vorsitzender der Hamburger Yachthafengemeinschaft. „Wir brauchen dringend eine Lösung und müssen den verantwortlichen Politikern verdeutlichen, wieviel maritime Industrie und Infrastruktur rund um den Yachthafen angesiedelt ist und wie hoch der Wirtschaftsfaktor für die Region ist.“