Reisebericht Kroatien

Mein Segeltörn in der Kvarner Bucht, Kroatien

Joedy Yonna ist zehn Jahre alt und lebt in Hamburg. Mit sechs Jahren hat sie bereits ihren Jüngstenschein gemacht und war seither immer wieder auf der Alster mit einer Jolle unterwegs. In diesem Sommer war sie auf dem gemeinsamen Familientörn in der Kvarner Bucht in Kroatien als Co-Skipperin an Bord. Über den Törn, die Erlebnisse und ihre Erfahrungen an Bord hat sie für segeljournal.de Tagebuch geführt

1. Tag (3. August 2024)

Anreise und Schiffsübergabe in der Marina Veruda, 0 sm

Früh am Morgen fuhren wir (Papa, Mama, mein kleiner Bruder und ich) mit dem Auto von Split, wo wir zuvor ein paar Tage verbracht hatten, Richtung Norden nach Pula, wo wir unsere Yacht übernehmen sollten. Auf uns wartete die „Gordana“, eine alte Elan Impression 434. In Pula angekommen haben wir Papas Freund und seine Kinder getroffen. Gemeinsam wollten wir in der kommenden Woche segeln gehen. Bei der Bootsübergabe mit unserem Vercharterer Dario habe ich geholfen, auch wenn ich eigentlich nur zugeguckt habe, denn ich verstehe Englisch nicht so gut. Danach ist Papa einkaufen gegangen, Proviant für die Woche besorgen und für das Abendessen. Es war mittlerweile schon 20 Uhr. Leider mussten wir dann ohne Papa „was Schnelles“ essen, weil er noch den Mietwagen wegbringen musste. Der erste Abend und die erste Nacht auf dem Boot war für alle ganz aufregend. Mit meiner Hannah (der Tochter von Papas Freund) habe ich an Deck noch die Sterne beobachtet und wir haben eine Sternschnuppe gesehen (natürlich habe ich mir etwas gewünscht – und der Wunsch ist auch in Erfüllung gegangen. Dazu aber später mehr).

2. Tag (4. August)

Segeln nach Medulin, Ankernacht, 16 sm

Gefrühstückt haben wir an Deck und es war sehr lecker. Als wir schließlich abgeräumt und das Schiff klar gemacht haben (alles aufräumen, Wasser tanken und Landstrom eingeholt) haben wir endlich zum ersten Mal abgelegt. Papa und ich haben zuvor noch allen eine kleine Sicherheitseinweisung gegeben und die Rollen an Bord verteilt. Wasserwart, Landstromverantwortlicher, Bordkassenwart, Fotograf, etc. Als Co-Skipperin durfte ich mit Papa zusammen die Törnplanung und Schiffsführung übernehmen. Es ist wichtig, dass alle verstehen, was wir an Bord dürfen, worauf zu achten ist, wann die Rettungswesten zu tragen sind (eigentlich immer). Denn ein Boot ist kein Spielplatz, aber wenn wir alle die wichtigsten Regeln beachten, werden wir gemeinsam eine Menge Spaß haben.

Das Ablegen hat mit der Crew schon gut geklappt und dann gleich unter Motor aus dem Hafen raus. Vor dem Hafen Veruda liegen ein paar schöne kleine Inseln mit schönen Bade- und Ankerbuchten. Raus auf See haben wir dann zum ersten Mal die Segel hochgezogen und den Motor ausgemacht. Herrlich, die Ruhe, die sich einstellt. Wir haben dann am ersten Segeltag einen kurzen Schlag gemacht, um alle in der Crew an das Boot zu gewöhnen. Unser erster Stopp war die Bucht von Medulin. Hier sind wir vor Anker gegangen (der Anker hat sich nicht gleich im ersten Versuch gut eingegraben, weshalb Papas Freund einmal runtergetaucht ist um den Anker gut zu legen). Wir haben dann alle die Schnorchel rausgeholt, das Fall zu einem Schwungseil umgebaut und den späten Nachmittag für viel Badespaß genutzt. Papa und mein kleiner Bruder haben noch das Dingi und den Außenborder klargemacht und sind kurz nach Medulin rübergefahren und haben für alle ein Eis geholt. Die Ankernacht war dann relativ ruhig, naja, am Abend war da eine fette Party mit lauter Musik und einem tanzenden, mit Luft gefülltem Kaktus, der komisch rumgewackelt hat. Papa und sein Freund haben sich die Ankerwache geteilt.

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3. Tag (5. August)

Langer Schlag nach Ilovik, Ankernacht, 34 sm

Der Montag startete vielversprechend. Unter Segel haben wir Kurs Richtung Süden genommen. Wir wollten entweder eine Ankerbucht vor Ilovik ansteuern oder direkt in Ilovik festmachen. Nach den ersten Seemeilen haben wir dann zum ersten Mal Delfine gesehen, es war eine kleine Schule von mehreren Tieren. Das war mega, mein Sternschnuppenwunsch der ersten Nacht wurde erfüllt. Gegen Mittag schlief dann allerdings der Wind ein und wir mussten wieder den Motor zu Hilfe nehmen. Wir haben gut Strecke gemacht und endlich angekommen wollten wir vor Ilovik dann eigentlich an einer Ankerboje festmachen, die aber bereits alle belegt waren. So haben wir wieder den Anker bemüht. Papa hatte kein gutes Gefühl, weil er unter Anker doch etwas schlechter in der Nacht ausruhen kann. Aber die Bucht hat uns für vieles entschädigt. Wir haben die Piratenfahne, die wir aus Hamburg mitgebracht haben, hochgezogen und auch unser Fallschwing kam wieder zum Einsatz. Es gab viele Fische, die man beim Schnorcheln beobachten konnte und am Abend haben wir in einem nahegelegenen Restaurant sehr gut gegessen, obwohl mein Apfelsaft echt mini war. Bei der anschließenden Ankerwache habe ich geholfen und mit Papa die Nacht auf Deck geschlafen und die Sterne beobachtet.

4. Tag (6. August)

Nördlich zur Insel Lošinj, Festmachen im Hafen Veli Lošinj, 5 sm

Weil der Tag sehr windstill war, sind wir nach dem Frühstück unter Motor in nördliche Richtung gefahren. Beim Manöver Ankerlichten und der Ausfahrt aus der Ankerbucht habe ich das Kommando geführt. Das hat super geklappt. Auf dem weiteren Weg ist uns – wie so oft auf unserem Törn – eine im Meer schwimmende alte Cola-Flasche begegnet. Wir haben die Flasche unter Motor eingekreist und in Rückwärtsfahrt an Bord genommen. Es war aufregend zu merken, wie schwierig es ist, einen kleinen Gegenstand so anzusteuern, dass man ihn an Bord nehmen kann. Zumal der Wind wieder etwas aufgefrischt hatte und eine kurze kappelige Welle erzeugte. Im kleinen, aber wunderschönen Hafen von Veli Lošinj haben wir dann seitlich festgemacht. Unsere Crew hat sich hier aufgeteilt. Einige haben die Stadt erkundet oder sich an Bord etwas ausgeruht. Ich bin mit Papa, meinem kleinen Bruder und Hannah mit dem Dingi in die nächstgelegene Badebucht gefahren und wir waren wieder zusammen schnorcheln. Wir haben im flachen Wasser viele bunte Fische gesehen, aber an einer Stelle fiel der Strand tief ab, wie eine Schlucht im Wasser. Wir haben uns ziemlich erschrocken. Zurück am Boot haben wir dann noch gemeinsam einen kleinen Stadtbummel gemacht und haben natürlich wieder einen kurzen Stopp bei einer Eisdiele eingelegt.

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5. Tag (7. August)

Sturmwarnung und nördlich nach Cres, Ankerstopp an der Blauen Höhle , 32 sm

Den nächsten Morgen mussten wir bereits früh los. Da Papa wegen der Sturmwarnung (Bora für den Abend in der westlichen Kvarner Bucht) lieber in einem sicheren Hafen anlegen wollte, haben wir Cres angesteuert. Hierzu mussten wir eine Durchfahrt in der Drehbrücke von Osor einplanen. Wegen der beschränkten Öffnungzeiten (9 Uhr und 17 Uhr) mussten wir bereits um 6 Uhr früh ablegen. Unter Segel in den Sonnenaufgang fahren und Frühstück an Deck hat uns aber mehr als entschädigt. Hannah und ich haben am Vormittag dann die ersten Wenden unter eigenem Kommando gefahren. Auch das hat gut geklappt. Die Drehbrücke von Osor ist sehr spannend, weil die Durchfahrt sehr eng ist. Die Crew hat mit Fendern und verteilt auf Back- und Steuerbordseite aber alles gut abgesichert. Die Menschen an Land haben uns zugewunken und uns fotografiert. Kurz hinter der Bucht dann die nächste Delfinsichtung, die leider von einem heranrauschenden Schnellboot gestört wurde. Als Entschädigung hat Papa dann alles fürs Fenderreiten vorbereitet. Wir haben uns dazu extra eine flachere Wasserstelle ausgesucht. Das hat wirklich Spaß gemacht, sogar mein kleiner Bruder hat sich mit der Hilfe von Papas Freund getraut und hat sich vom Boot am Fender ziehen lassen. Die Mittagspause haben wir dann in der Ankerbucht vor der Blauen Höhle, etwas auf halber Strecke zwischen Cres und Osor, eingelegt. Die Blaue Höhle ist wirklich toll, nächstes Mal müssen wir aber eine wasserdichte Stirnlampe mitnehmen, um in der Höhle besser schwimmen zu können. Auch zum Schwimmen und Schnorcheln ist die Bucht an der Blauen Höhle wirklich schön. Nach ein paar weiteren Segelmeilen dann unser erstes Anlegemanöver mit Mouringleinen in Cres. Das Manöver hat leider nicht so gut geklappt und wir haben uns mit den Heckleinen nicht gut festgemacht. Die Marineros haben uns aber geholfen, natürlich nicht ohne unser Manöver blöd zu kommentieren. Papa hat aber gesagt, dass wir das für das erste Mal schon gut gemacht haben und uns nicht ärgern sollen. Der Hafen in Cres ist schön, mit tollen Duschen und allem drum und dran. Wir haben den Aufenthalt sehr genossen und neben uns lag ein Katamaran mit zwei Familien an Bord, die sehr nett waren. Der Gewittersturm war in der Nacht in weiter Ferne zu sehen und auch bei uns in Cres regnete es etwas. Die Nacht war aber insgesamt sehr ruhig.

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6. Tag (8. August)

Zurück in unseren Heimathafen nach Pula, 36 sm

Dann hieß auch schon wieder, langsam zurück in unseren Heimathafen zu fahren. Am Morgen haben wir noch ein paar Wurfübungen am Steg mit den Leinen gemacht, so dass wir das Anlegemanöver am Abend etwas üben konnten. Da das Segelwetter am Vormittag gut war, konnten wir mit vollem Groß und Fock am Wind in südliche Richtung kreuzen. Wir hatten schon gut Schräglage und Hannah und ich konnten auch unter diesen Bedingungen gut steuern. Gegen Mittag mussten wir dann allerdings wieder den Motor zur Unterstützung hinzunehmen. Das Anlegemanöver im Hafen hat dann schon viel besser geklappt als noch am Abend zuvor in Cres. Darüber haben wir uns sehr gefreut.

7. Tag (9. August)

Schiffsübergabe und Ausklang im Pool, 1 sm

Den letzten Tag haben wir dann für einen entspannten Vormittag im Swimmingpool des Hafens genutzt. Wir mussten am Nachmittag aber noch einmal ablegen, um zur Tankstelle zu fahren. Da mein kleiner Bruder mit meiner Mama in der Stadt noch etwas zu erledigen hatte, sind wir mit etwas kleinerer Crew rausgefahren. An der Tankstelle war es sehr voll und viele Boote haben gedrängelt und sich nicht ordentlich eingereiht. Dann ist noch unser Bugstrahlruder immer wieder ausgefallen und das Navigieren auf der Stelle war gar nicht so einfach. Zurück an unserm Liegeplatz war der Vercharterer Dario am Steg und hat uns bei unserem Anleger helfen wollen. Unsere Crew hat den Anleger aber super hinbekommen und im Nu lagen wir fest. Dario war schon beeindruckt von unserer Crewleistung. In der Woche haben wir wirklich viel erlebt und viel gelernt. Es war eine super Woche.