Pantaenius

„Ohne Haftpflicht geht gar nichts“

Nach Segel- und Sportbootführerschein ist oft das nächste Dokument, das Segel-Neueinsteiger und Skippernovizen ordentlich abheften, die Versicherungspolice. Doch was braucht man wirklich für die ersten Ausfahrten unter Segeln oder mit einem kleinen Motorboot? SEGEL JOURNAL sprach mit Versicherungsexperte Dirk Hilcken von Pantaenius über die Versicherung, die unerlässlich ist: Die Haftpflicht.

Grundsätzliches vorab: Darf ich ein nicht-versichertes Boot überhaupt benutzen?

Dürfen ja, aber das ist nicht empfehlenswert. Denn die bestehende Haftpflichtversicherung wird Schäden, die am oder durch das Boot entstanden sind, im Regelfall nicht übernehmen. Heißt, wer ohne spezielle Boots-Haftpflichtversicherung unterwegs ist, geht ein unkalkulierbares Risiko ein. Das betrifft nicht nur die Schäden am eigenen oder fremden Boot, sondern insbesondere auch Personenschäden.

Ist mein Boot versichert, wenn ich es an meinen besten Kumpel verleihe und er beim Anlegemanöver den Dalben touchiert, so dass Rumpf und Bugkorb beschädigt werden?

Wenn für das Boot eine Versicherung abgeschlossen wurde, ist das ein Fall für die Kaskoversicherung. Die zahlt auch, wenn das Boot unentgeltlich an andere verliehen wurde und es zu einem Schaden kommt. In der Praxis ist es aber häufig so, dass gerade kleinere Schäden bei privat ausgeliehenen Schiffen direkt beglichen werden, ohne dafür die Versicherung einzuschalten.

Darf mein Partner mein Boot allein nutzen, wenn ich nicht dabei bin, die Versicherung aber auf meinen Namen abgeschlossen ist?

Ja, auf jeden Fall, die Versicherung gilt für das privat genutzte Boot und ist nicht personengebunden.

Kann ich mein Boot so wie eine Wohnung über eine Plattform wie airbnb zur Vermietung anbieten und mich dabei auf meinen Versicherungsschutz verlassen, wenn etwas kaputt geht?

Wer seine Yacht zur Miete anbietet und dafür Geld kassiert, hat ein wirtschaftliches Interesse. Das Geschäftsmodell heißt Charter. Das ist von der bestehenden Versicherung so erst einmal nicht gedeckt, so dass Schäden, die durch Mieter entstehen, nicht übernommen werden. Es gibt aber die Möglichkeit, die bestehenden Versicherungen unproblematisch zu erweitern, damit auch eine kommerzielle Charter miteingeschlossen ist.

Aus Schusseligkeit passieren manchmal vermeidbare Fehler. Wer haftet, wenn ich meine Jolle nicht richtig auf dem Slipwagen festgebunden habe und sie bei Sturm abhebt und kaputt geht?

Doofheit ist versichert. Und Schusseligkeit auch. Nur wer grob fahrlässig handelt, muss damit rechnen, seinen Versicherungsschutz zu verlieren.

Darf ich mir ohne Segelschein von einem Freund seine Jolle ausleihen und damit Wenden und Halsen üben?

Bis auf wenige Ausnahmen im Binnenland, wie auf dem Rhein oder auch dem Bodensee darf man mit kleinen Jollen auch ohne Segelschein unterwegs sein. Ähnlich verhält es sich mit kleinen Motorbooten unter 15 PS, die ebenfalls ohne Sportbootführerschein gefahren werden dürfen. Viel wichtiger als der „Lappen“ für Sportbootfahrer, ist der richtige Versicherungsschutz für das Boot.

Muss ich eine Extra-Versicherung zum Schutz meiner Mitsegler abschließen, wenn ich ab und an für eine kleine Ausfahrt am Wochenende einen Gast an Bord habe?

Egal wie lange und auf welchem Revier man Mitsegler oder Gäste an Bord nimmt – die Verantwortung für die Passagiere liegt beim Skipper. Und ein Unfall kann immer passieren, egal ob auf der Hamburger Außenalster bei Flaute oder der Nordsee bei Sturm. Auch hier ist die Haftpflichtversicherung die beste Möglichkeit, um sich und alle, die an Bord dabei sein wollen, abzusichern. Weitergehende Versicherungen wie bspw. die Skipper-Haftpflichtversicherung sind erst nötig, wenn man mit einer gecharterten Yacht und Mitseglern auf Törn geht.

Was muss ich an jährlichen Kosten für eine Haftpflichtversicherung für mein Boot einplanen?

Das richtet sich vor allem nach Länge, Bootstyp und Fahrgebiet. Für eine kleine Optimistenjolle berechnen wir jährlich 29,90 Euro, ein kleines Boot unter 6,50 Metern kostet jährlich rund 45,00 Euro und wer einen zehn Meter lange Yacht hat, muss rund 100 Euro im Jahr für die Versicherung einkalkulieren.

SEGEL JOURNAL Extratipp

Vor dem Abschluss einer Police für das Sportboot oder die Jolle sollte man sich unbedingt von einer auf den maritimen Sektor spezialisierten Versicherung beraten lassen. Die normale, an Land geltende Haftpflichtversicherung schließt in den meisten Fällen Schäden am Sportgerät Schiff aus. Zudem ist im Falle eines Schadens die Abwicklung mit einem spezialisierten Anbieter von Yachtversicherungen, der die Unterschiede zwischen Backbord und Steuerbord kennt, deutlich leichter.

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