Lisa Blair
Rekordfahrt „reloaded“:
Eiskaltes Solo für Lisa
An Land ist die Dimension-Polyant-Seglerin eine Teamplayerin, doch auf dem Meer ist Lisa Blair am liebsten solo unterwegs. Mit der Antarktis hat die 36-Jährige noch eine Rechnung offen. Beinahe hätte die australische Abenteurerin dort ihr Leben verloren. Ein Grund mehr für die Klimakämpferin und Buchautorin („Facing Fear“), es ab Januar 2022 noch einmal anzugehen.
Ein brutaler Mastbruch hat vor vier Jahren Linda Blairs ersten Versuch scheitern lassen, einen neuen Nonstop-Rekord für die Rundung der Antarktis aufzustellen. Die Bestmarke hält seit 2008 der Russe Fedor Konyukhov mit 102 Tagen. Blair war 2017 auf bestem Weg den Rekord zu unterbieten, als im Sturm ihr Rigg brach. In pechschwarzer Nacht musste sie um ihr Leben und ihr Schiff kämpfen. Sieben Meter hohe Wellen und ein tosender Sturm zerrten an der 15 Meter langen Yacht, die sich mit abgeknicktem Mast und Leck in der Bordwand gefährlich zur Seite neigte.
Blair setzte damals knapp 1000 Seemeilen südlich von Kapstadt eine Pan-Pan-Dringlichkeitsmeldung ab, verzichtete aber auf ein SOS. Sie wusste, dass Helfer mindestens drei Tage zu ihr brauchen würden. Und sie wusste, dass sie diese Zeit in einer Rettungsinsel in der tosenden See nicht überleben würde. „Meine einzige Option war, den Mast vom Boot zu schneiden und das Sinken zu verhindern. Sonst wäre ich verloren gewesen“, erinnert sie sich. Mit einem Notrigg rettete sie sich nach Kapstadt. Von dort kreuzte die Unkaputtbare später den Punkt des Mastbruchs erneut und beendete den Törn nach 183 Tagen, 7 Stunden und 21 Minuten. Mit dem Mastbruch war zwar ihr Traum im ersten Anlauf geplatzt, nicht aber ihr Wille gebrochen, es erneut zu versuchen.
Von der Sunshine Coast über die Whitsundays ins Südpolarmeer
Inzwischen hat Lisa Blair hat einen neuen Solo-Rekord rund Australien aufgestellt und bereitet sich auf den nächsten Versuch vor, Konyukhovs Rekord zu knacken. Die frühere Kunst- und Pädagogik-Studentin war einst als Crew-Mitglied auf Charter-Yachten in ihre Segelkarriere durchgestartet. Da verschlang sie schon Bücher berühmter Solosegler wie Sir Robin Knox-Johnston, Kay Cottee, Jessica Watson oder Dee Caffari und erinnert sich: „Ich liebe ihre Geschichten! Sie alle sind normale Menschen, aber einzigartige Charaktere, die ihr Leben mit dem Segeln verbringen. Da habe ich gedacht, dass ich das vielleicht auch eines Tages tun könnte.“ Bei einem Südpazifik-Törn mit Freunden verliebte sie sich endgültig ins Blauwassersegeln. Mit dem Clipper Round the World Race 2011/2012 segelte sie einmal um die Welt, erwarb sich das Rüstzeug für eigene Solo-Abenteuer. Im Anschluss arbeitete sie für den berühmten Segelrennstall von Alex Thomson („Hugo Boss“). Parallel erwarb Blair die wichtigsten Seesegel-Lizenzen und sammelte als Skipperin auf Ex-America’s-Cup-Yachten wie „Southern Cross“ oder „Kookaburra“ Erfahrungen.
Das Programm: ein neuer Rekord und „Climate Action now!“
Viel Motivation für ihre wagemutigen Abenteuer zieht Blair aus ihrem Kampf gegen den Klimawandel. Die Yacht der Frau, die sich seit 30 Jahren vegetarisch ernährt, trägt den Namen des Programms: „Climate Action now!“. Mit Hilfe eines vom The Ocean Race geliehenen wissenschaftlichen Anbord-Labors, sammelt sie in entlegenen Revieren Meeresdaten für die Forschung. Ihr Credo: „Macht es einfach. Weil die Welt nur von Machern geändert wird.“ Im Rahmen ihrer Kampagne hat sie begonnen, Nachrichten von Menschen auf kleinen Post-it-Zetteln zu sammeln. Jede Nachricht beschreibt eine Umweltaktion, die von den Absendern bereits in die Tat umgesetzt wurde. „Wir haben Hunderte gesammelt, sie digital gebündelt und den ganzen Rumpf meiner 50-Fuß-Yacht damit eingekleidet“, sagt Blair. Optisch erinnert ihr Boot deswegen an ein Hundertwasser-Werk im Mosaik-Stil. Die Aktion läuft für die „Rekordfahrt reloaded“ weiter.
Sicher mit Dimension-Polyant an Bord
Ihr Umweltprogramm hat Lisa mit Partnern aus der Forschung erweitert. Auf der Homepage www.lisablairsailstheworld.com kann jeder über den Button „Climate Action now!“ und „Get involved“ selbst eine Nachricht schicken, die auf Reisen geht. Längst an Bord ist Dimension-Polyant. Der Weltmarktführer in der Produktion von Segeltuchen stellt das Material für Blairs Segelgarderobe: ein Großsegel, zwei Vorsegel, ein Sturmsegel, einen Code Zero und ein Mehrzweck-Spinnacker. „Als ich mich beim Segelmacher an der Sunshine Coast nach den besten Tuchen erkundigt habe, sagte er, dass er ausschließlich mit Dimension-Polyant arbeitet. Das hat mich beeindruckt. Meine Segel sind sehr stark“, erzählt Lisa Blair über die ihr wichtige Partnerschaft. Mit mehr als 80.000 Seemeilen im Heckwasser, startet die „Eisseglerin“ im Januar 2022 in ihre zweite Antarktis-Rundung. Ihre Prognose zum Abenteuer, an das sich historisch erst eine Handvoll Segler gewagt haben: „Wir können es in etwa 90 Tagen schaffen.“ Mit „Wir“ meint sie ihr Boot, sich und alle, die mit ihren Taten und Gedanken mit auf die eiskalte Reise gehen.